Newcomer Alexander Bock und Vorjahresmeisterin Katrin Gottschalk Deutsche Meister im 100km Straßenlauf
von Michael Sommer
Spannung und Hochklasse in Ubstadt-Weiher
Alexander Bock (LC Rehlingen) siegt souverän in der hochklassigen Zeit von 6:37:50 Std. Nachdem in der ersten Rennhälfte ein Quartett aus den Favoriten Florian Neuschwander (Spiridon Frankfurt), Max Kirschbaum (LG Ohmbachsee), Tim Schwippel (Braunschweiger Laufclub) und Alexander Bock (LC Rehlingen) ein sehr hohes Tempo liefen, fiel eine erste Vorentscheidung bei km 50. Tim und Alexander forcierten leicht das Tempo und bewältigten die erste Hälfte noch sehr locker laufend knapp unter 3:17 Std. Max musste abreißen lassen und Florian gab hier etwas überraschend auf.
Leistungen in den Top 10 der ewigen Bestenliste und A-Kadernormen
Bei km 75 konnte sich Alexander dann weiterhin mit konstanten Runden unter 20:12 min/5km auch von Tim absetzen. Tim Schwippel (Braunschweiger Laufclub) finishte mit fünf 21 min/5km-Abschlussrunden in 6:40:57 Std stark laufend auf Platz 2.
Max Kirschbaum konnte als dritter Läufer in 6:55:49 Std unter 7 Std bleiben. Alle 3 haben damit die DLV A-Kadernorm über 100km erreicht.
Mit seiner Debut-Zeit belegt Alexander Bock den 5. Platz der ewigen deutschen Bestenliste. Tim Schwippel erreicht Platz 8. Das letzte Mal wurde 1999 eine vergleichbare Zeit gelaufen. Damit ist auch der Deutsche Rekord mit 6:24:29 Std von Kazimierz Bak aus dem Jahr 1994 im Bereich des Möglichen.
Mit Johannes Arens (TG Kitzingen) in 7:03:04 Std erreichte ein vierter sehr junger Läufer und Newcomer auf der 100 km Strecke unter den schweren Bedingungen erstklassig laufend das Ziel. Auch wenn er die A-Norm knapp verfehlte, kann er mit einer Nominierung zur 100km WM im August in Bernau rechnen.
Spannendes Finish bei den Frauen
Katrin Gottschalk (LG Ultralauf) bestimmte das Frauenrennen von Anfang bis Ende mit und erkämpfte sich letztendlich den Deutschen Meistertitel auf der Schlussrunde in 8:25:59 Std vor Julia Jezek (Die Laufpartner), die nach 8:28:25 Std das Ziel erreichte. Bis km 35 des Rennens ging Mitfavoritin Jennifer Honek (LSG Karlsruhe) das hohe Tempo von Katrin mit, musste dann abreißen lassen und bei km 75 aufgeben. Julia lief gleichmäßig an und hatte bei km 50 noch 8 Minuten Rückstand auf Katrin. Im zweiten Abschnitt lief sie konstant schneller als Katrin und überholte sie vor km 95. In der Schlussrunde machten Julia plötzlich auftretende massive muskuläre Probleme zu schaffen, während Katrin mit einer Energieleistung und einer 25min/5km-Abschlussrunde, die eine Minute Rückstand in 2:26 min Vorsprung verwandeln und zum Sieg laufen konnte.
Drittplatzierte wurde in 8:37:33 Std Pia Winkelblech (TSV Kandel), die bei ihrem Debut über die flachen 100 km ihre ganze Erfahrung als zweifache Deutsche Meisterin im Ultratrail ausspielen konnte.
Mannschaftswertung
Die Mannschaftswertung bei den Männern ging an die favorisierten Läufer vom sportTREND Ultralaufteam Braunschweig e.V. mit den Läufern Felix Weber, Marcel Leuze und Torben Bernhardt in 23:26:38 Std. Gefolgt von der LG Nord Berlin Ultrateam (Merrbach, Kiwus, Thoms) in 25:26:25 Std und den Läufern der LSG Karlsruhe (Seith, Menzel, Harianto) in 28:21:09 Std.
Bei den Frauen konnte das Team Die Laufpartner aus Berlin neben den letztjährigen Meistertiteln über 50km und 24 Std nun auch noch einen 100km-Teamtitel in der Besetzung Julia Jezek, Anne Stephan und Marieke Broeren in 28:41:54 Std erringen.
Den Seniorentitel Männer ab 50 errang das Team Icehouse e.V. (Wiegand, Burger, Burger) mit 30:16:18 Std. Die LG Ultralauf belegte den 2 Platz mit einer Zeit 35:14:22 Std von in der Besetzung Hösch, Themm und Bohm.
Wahnsinn – wissen die, was sie da tun?
Als das Rennen um 7:00 Uhr gestartet wurde, war klar, dass der Tag spannende Momente bringen würde. Nach Sturm und kräftigem Regen in den Vortagen brachte die Nacht Kälte und Schneefall. Zwei Grad Celsius und eiskalter Wind machte schon die Wahl der besten Wettkampfbekleidung schwierig. Dazu waren alle favorisierten LäuferInnen am Start.
Der Schnee schmolz, der eiskalte Wind blieb und so mancher Betreuer fragte sich, ob das konstante unter 4min/km-Tempo (19:10min/km) bis zum Ende gut gehen kann. Erfahrungsgemäß führt jede Sekunde eines zu schnellen Rennbeginns, am Schluss zu einem massiven Einbruch mit Zeitverlusten im Minutenbereich. Der Verlauf zeigte, dass die jungen Wilden den Bogen nicht überspannt hatten. Auch wenngleich Tim das Tempo ab km 75 bewusst rausnehmen musste, zeigte dies auch seine Klasse und sein gutes Köpergefühl. Der Masterplan von Alexander ging zu 100% auf und auch er wählte eine bewusst langsamste vorletzte Runde, um in der Schlussrunde nochmals alles raushauen zu können. Was nie vorher zu erwarten gewesen war, trat ein: zwei junge 100km Debütanten erreichten mit unfassbar starken Zeiten das Ziel.
Deutscher Rekord in der M80
Eine weitere Leistung sticht heraus. Werner Stöcker (LG Wittgenstein) konnte seinen eigenen Deutschen Rekord in der M80 aus dem Vorjahr um 14:38 min auf 11:52:21 Std verbessern.
Top Organisation der LSG Weiher
Die Organisation der LSG Weiher war beeindruckend. Vor dem Hintergrund der Regenfälle, des Sturm und der Kälte bot der Veranstalter eine bestens präparierte 5km-Strecke rund um den Hardtsee, ein großes Durchlaufzelt, eine kompetente Moderation, einen im Internet live nachvollziehbaren Rennverlauf, ein Verpflegungszelt für die Zuschauer und eine herzliche und freundliche Atmosphäre. Großer Dank an die meisterschaftswürdige, hervorragende Organisation durch das Team LSG Weiher rund um Markus Simonis. Die DUV würde sich über eine Bewerbung für die 100km Meisterschaften 2023 freuen.
Ergebnisse: Auf raceresult.com und auf der DUV Statistikseite.
Eine Bildersammlung von Michael Sommer für Pressezwecke