Frauenteam belegt Platz 7 bei WM im 24h-Straßenlauf
Sigrid Hoffmann sichert sich AK-Titel in der W60 mit neuer World Age Best Performance
Bericht von Michael Sommer
Über 390 Starter aus 45 Nationen traten am Samstag im französischen Albi beim 24h-Straßenlauf an. Die Deutsche Mannschaft trat mit 4 Männern und 6 Frauen an. Für den ersten Tag waren recht warme Temperaturen vorhergesagt. Pünktlich um 10 Uhr erfolgte der Start. Wie zu erwarten, wurde sofort ein sehr hohes Tempo angeschlagen.
Mit einer starken Leistung und 238,054 km belegte Katrin Ochs bei ihrem Debüt in der Nationalmannschaft den sehr guten 11. Platz. Sie verbesserte auch den deutschen Altersklassenrekorde in der W45 aus dem Jahr 2017 um 177 m. Sigrid Hoffmann folgte mit 218,664 km, was persönliche Bestleistung, Altersklassenweltrekord und Platz 34 bedeutete. Als dritte Läuferin des Teams kam Simone Durry mit 215,990 km auf Platz 39.
Bei den Männern gelang auch Moritz Ehm mit 257,243 km, in seinem erst zweiten Versuch in dieser Disziplin, ein sehr gutes Rennen, was zu Platz 16 reichte. Über die Stunden des Rennens konnte er sich stetig nach vorne schieben und war nach 21 Stunden sogar kurz Neunter, als auch ihm, wie vielen anderen, die sehr heißen Bedingungen des Vortrags zu schaffen machten und ab da deutlich langsamer wurde. Dennoch gelang ihm eine persönliche Bestleistung und er holte damit die Bronzemedaille in der AK 45 der WMA-Wertung.
Moritz Ehm: “Ich habe mich sehr gefreut, bereits ein halbes Jahr nach meinem Debüt über diese Strecke Deutschland bei der WM in Albi vertreten zu dürfen. Mit dem Lauf bin ich insgesamt sehr zufrieden. Ich konnte mich, im prominent besetzten Teilnehmerfeld, weit nach vorne arbeiten und meine PB um gut 5 km steigern. Toll, dann in der WMA-Wertung auch noch die Bronzemedaille zu erringen. Die WM in Albi bleibt trotz der nicht optimalen Renneinteilung auf jeden Fall positiv in Erinnerung.”
Die starken Leistungen der Gesamtsieger sind noch höher einzuordnen, da sie unter doch unter Bedingungen zustande kamen, die vielen Athleten:innen erhebliche Schwierigkeiten machten. Der Sieger Andrii Tkachuk aus der Ukraine erreichte über 294 346 km.
Die Siegerin Sarah Webster aus GBR wurde Gesamtfünfte und erzielte einen neuen Weltrekord mit über 278,622 km. Sie ist mit Jahrgang 1979 (W45) nicht mehr die Jüngste, doch kam sie auch vor wenigen Jahren zum Ultralauf. Ihre bisher Bestleistung im 24h-Lauf lag bei 243 km. Über 100km steht diese bei 7:03 h. Außerdem belegte sie letztes Jahr bei der WM im 100km Straßenlauf in Indien den Bronzerang.

Sigrid Hoffmann

Katrin Ochs

Moritz Ehm
Für das deutsche Männerteam reichte es nur zu Platz 20, was auch zeigt, wie dicht das Feld an Spitzenathleten aus den 45 teilnehmenden Nationen geworden ist. Lange waren die 4 Männer gut im Rennen, doch nach 8 Stunden kämpfte zuerst Norman Mascher-Aspensjö und später auch Christoph Lux mit Magenschmerzen und Übelkeit, was die Energieaufnahme verhinderte. Dies führte später bei Nacht unausweichlich zu einer körperlichen Schwäche, was zum Wandern zwang und durch ein weiteres Auskühlen zum Frieren führte. Norman lief nach 8h mit 91 km auf der 2. Position hinter Moritz (94 km) im Team. Doch dann stellten sich mit der Dunkelheit Magenprobleme ein, die weder mit Tee, Ernährungsumstellung, Trikotwechsel, noch mit Gehphasen besser wurden. Als absehbar war, dass er selbst mit Pause nicht mehr ins Rennen zurückkehren konnte, stieg er schweren Herzens nach 142,53 km aus. Da auch Christoph Lux immer wieder mit Übelkeit zu kämpfen hatte, sah es um die Teamwertung plötzlich nicht mehr gut aus. Selbst als es nicht mehr ging, war klar, dass er nur eine längere Pause einlegen durfte, um dann am Morgen nochmals auf die Strecke zu gehen. Er kam dann noch auf 191,330 km.
Durch den Ausfall von Norman war Eike Kleiner als dritter Mann gefordert. Er lief sehr konstant bis in den Morgen. Als dann ein kalter Wind aufkam, sah auch er sich gezwungen sein Lauftempo stark zu verringern. Für die angestrebte und lange mögliche Bestleistung reichte es mit den erreichten 215,808 km leider nicht mehr.
Auch bei den Frauen kam es zu einem Bedarf an Kriseninterventionen durch das eingespielte Betreuerteam. Bereits nach 3 h klagte Anne Stephan über eine feste, schmerzhafte Oberschenkelmuskulatur. Schuhwechsel und Massage brachten sie zurück, doch dann wollte auch ihr Magen die Kohlehydrate mehr so richtig zu sich nehmen. Auch bei ihr wurde versucht den Körper wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Nach 178,538 km war am Verpflegungsstand Schluss. Der Körper konnte nicht mehr weiter. Gleichzeitig hatte auch Sarah Mangler und Katrin Gottschalk Magenprobleme und Schmerzen in der Oberschenkelmuskulatur. Während Sarah nach Wanderpassagen das Rennen nach 157,533 km beendete, blieb Katrin im Rennen und kam schlussendlich auf 170, 44 km. So war es erfreulich, dass die drei verbliebenen Frauen die Schwierigkeiten der Hitze und der Magen/Darmprobleme weitgehend im Griff hatten und nach kurzen, aber doch häufigen Boxenstopps immer wieder Tempo aufnehmen konnten. Für Katrin Ochs war es hier durch ihre geringere 24h-Erfahrung ein Lernerlebnis. Neben der Eigenverpflegung wurde sie, wie auch alle anderen mit heißer Nudelsuppe, Kartoffelbrei, Ingwertee oder auch mal mit Kaffee versorgt. Als es in das letzte Renndrittel ging und frage sie Simone Durry: ”Ist es normal, dass mein Tempo jetzt langsamer wird?” Darüber konnte diese nur schmunzeln und antworten: “Ja, das geht eigentlich allen so”. Daneben glänzte vor allem Sigrid Hoffmann, die mit ihren 218,644 km eine neue persönliche und eine neue World Age Best Performance erreichte. Eine Mega-Leistung mit der sie die Platzierung für das Frauenteam sicherte und i ihrem wohl letzten Einsatz für Deutschland ihre persönliche Bestleistung aus dem Jahr 2015 um 40 m verbesserte.




