Pierre-Emmanuel Alexandre und Beliana Hilbert Deutsche Meister im Ultratrail
von Michael Sommer
Die beiden Top-Favoriten bei der 24. Deutschen Meisterschaft im Ultratrail Pierre-Emmanuel Alexandre (TV Schriesheim) 5:29:40 h und Belinda Hilbert (Ultratrailrunning Erlangen) 6:26:30 h wurden ihrer Favoritenrolle gerecht und gewannen beide in Streckenbestzeit.
Pierre-Emmanuel Alexandre holte sich den Sieg eindeutig mit fast einer Viertelstunde Vorsprung auf Lennard Muschinski (Bautzener LV „Rot-Weiß 90“) in 5:43:45 h und knapp dahinter Johannes Wingenfeld (Ultratrailrunning Erlangen) in 5:44:28 h. wiederum knapp dahinter als vierter Markus Brennauer (TSV Penzberg) in 5:45:13 h
Belinda Hilbert (Ultratrailrunning Erlangen) holte sich den Meistertitel in 6:26:41 h mit 19 min Vorsprung auf die Vizemeisterin Carol-Ann Eberle (SSV Wildpoldsried) in 6:45:45 h. Bronze ging an Theresa Döpping (LFV Oberholz) in 6:56:41 h.
Der Sieger Pierre-Emmanuel hatte eine klare Zielsetzung – neuer Streckenrekord unter 5:30 h. Er hatte sich zu 100% mit dem Lauf identifiziert. Sein Plan, welcher auf einem Streckencheck im Vorfeld basierte, ging voll auf. Doch das Rennen hatte dennoch so manche Wendung parat. Gleich zu Beginn schlug Markus Brennauer ein sehr hohes Tempo an. Nur Pierre-Emmanuel folgte ihm vorne weg, dahinter weitere kleinere Gruppen. Auf den ersten 20 km wechselten die beiden Läufer sich ständig ab. Vor allem auf den trailigen Downhills spielte Pierre-Emmanuel seine Vorteile aus und konnte sich immer wieder absetzen. So waren die folgenden Flachstücke bzw. Anstiege für Markus zunehmend schmerzhafter, da er dort immer wieder versuchte aufzuschließen. Schlussendlich konnte sich Pierre-Emmanuel dann absetzen. Markus wurde dann sogar von der „Jugend“ ein- und überholt. Hier „battleten“ sich über die ganze Strecke zwei unterschiedliche Läufertypen vom Jahrgang 2000 Johannes Wingenfeld und 2003 Lennard Muschinski. Johannes im Uphill mit den Stöcken stärker und Lennard, in den laufbaren Passagen schnell wieder dran und oft sogar vorbei. Erst am Ende konnte sich Johannes dann etwa eine Minute Vorsprung verschaffen. So lief er auf das Ziel zu. Sicher vor Lennard der mit ca. 1 min Abstand folgte. Was dann passierte konnte im Videostream auf der Leinwand am Marktplatz hautnah verfolgt werden. Es war erkennbar, dass Johannes ca. 300 m vor dem Ziel links auf der Speed Trailstrecke weitergelaufen war, wo er hätte rechts in die Innenstadt laufen sollen. Auch der folgende Radfahrer konnte ihn erst zu spät darauf aufmerksam machen. So kam es, dass Lennard nichts ahnend als Zweiter ins Ziel lief und Johannes nur noch der Bronzerang vor Markus Brennauer blieb. Auf Platz 5 folge der schnelle 50km/Marathonläufer Raoul Jankowski, auf dem 6. Platz landete der starke Lokalmatador Sven Starklauf und dahinter weitere sehr starke Straßenläufer aus der Region. Der Deutsche Rekordhalter über 24 h Felix Weber belegte den 11. Platz.
Das Rennen bei den Frauen war weniger spannend an der Spitze. Beliana lief mit zunehmendem Vorsprung auf Carol-Ann ungefährdet dem Ziel entgegen. Sie hatte am Anfang noch eine kleine Männergruppe um sich. Auch sie hatte sich sehr gut vorbereitet und war verhalten angegangen, so dass sie konstant einen Mann nach dem anderen überholte und von Gesamtplatz 25 noch auf Rang 15 vorlief. Leicht war das Rennen für Beliana nicht. Die Treppen brachten sie aus dem Tritt und machten ihr mehr zu schaffen, als ihr lieb war. So wirkte auch sie am Ende angezählt und musste an die letzten Uphills richtig leiden. Vor allem kurz vor und nach VP6 galt es noch einige recht giftige Anstiege zu bewältigen. Auf dem letzten Downhill, 5km vor Schluss, war sie dann aber wieder voll im Fokus. Und schaffte es noch, den Streckenrekord aus dem Vorjahr von Lisa Wimmer um einige Sekunden zu unterbieten. Ungefährdet auf Platz 2 erreichte Carol-Ann das Ziel. Das Podium vervollständigte dann Theresa Döpping, die ihrerseits konstant auf Platz 3 lag. Alle drei Läuferinnen blieben unter 7 h-Marke. Die weiteren Frauen auf Platz 4 – 7 Juliane Hofmann, Carina Helmreich, Stefanie Scherer und Almut Dreßler-Ahlburg kamen dann alle zwischen 7:11 h und 7:16 h ins Ziel.
Bei der Mannschaftswertung der Männer konnten sich die favorisierten Lokalmatadoren von Trailrunning Erlangen nicht platzieren, da zwei Läufer aufgeben mussten. Doch die Läufer aus dem nur 45km entfernten Ort, von der mittelfränkischen DJK SC Vorra (Sven Starklauf, Marius Schmidt, Daniel Sauer) gewann den Titel mit 20:13:15 h vor dem thüringischen SV Sömmerda (Daniel Greiner, Kevin Schünke, Stefan Thiel) in 20:41:31 h. Bronze ging an die bayrische TSV Dinkelsbühl (Michael Lutz, Michael Kuhbach, Florian Zech) in 21:15:11 h.
Bei der Mannschaft Senioren M50+ ging der Titel an die TV Refrath (Manuel Skopnik, Olaf Menniken, Alexander Hoerniss) in 22:42:28 h. Silber errang die LG Ultralauf (Adam Hetmanski, Holger Lachmann, Klaus Haake) in 23:39:42 h. Bronze ging an die SG Neunkirchen am Brand (Joachim Kleinlein, Radim Chrástek, Michael Korzuschnik) in 28:10:35 h.
Den Frauen-Mannschaftstitel holten sich wie bereits häufiger die Frauen der Landau Running Company mit Anna Leidner, Silke Herrgen und Sonja Moser in 25:46:00 h. Silber ging an die Trailrunning Squad (Saskia Blatt, Ute Hammerschmidt, Sarah Gnoycke) mit 28:32:57 h. Dritte wurden die Frauen von der LG Mauerweg Berlin (Nina Blisse, Antje Matthiesen, Kristin Drechsler) in 30:19:44 h.
Das Wetter war in der ersten Stunde morgens noch sehr kühl, dann bedeckt und später strahlte die Sonne mit den Läufern um die Wette, wobei ein leichter Wind immer wieder Kühlung brachte.
Bei diesem Lauf haben sich Läufer aus unterschiedlichen Welten gezeigt. Die Trailläufer, klassische Ultras, schnelle Marathonläufer, aber auch die aufstrebende Jugend und erfahrenen Athleten. Alle stellten sich der tollen Strecke mit ihrer etwas schwerer, unrhythmisch zu laufenden, zweiten Hälfte. Hier spürten dann viele der Läufer in jedem Muskelstrang die ekeligen, steilen An-/Abstiege zu den Felsen und Höhlen. Diese mussten über sehr vielen Treppen (1.500 Stufen) erlaufen werden. Manche Läufer wurden dann schlussendlich von Krämpfen geplagt.
Die Läufer fanden eine tolle Spitzenveranstaltung vor, bei der sehr viel geboten wurde. Sie wurde mit sehr viel Engagement professionell durchgeführt. Dazu kamen super Wetterbedingungen für die Läufer und eine anspruchsvolle, reizvolle Strecke. Eine 7 Std Liveübertragung von der Strecke (Bilder von Begleitläufern, Drohnen und fest installierten Kameras) brachte die Spannung und den Reiz des Trailrunning allen am Marktplatz und an den Bildschirmen nahe. Die Veranstaltung wurde von der Stadt Ebermannstadt, den umliegenden Gemeinden, der Bergwacht, der Feuerwehr und vielen Freiwilligen „gelebt“. So auch die Bürgermeisterin Christiane Meyer, die es sich nicht nehmen ließ und bei der Siegerehrung allen die Medaille höchst persönlich zu überreichen.
Eine wahrlich in allen Belangen absolut gelungene Deutsche Meisterschaft im Ultratrail
Ergebnisse: https://www.ultratrail-fraenkische-schweiz.de/ergebnisse-4-utfs-2025/#1_3CE47D
Post-Race Infos: https://alles-laufbar.de/podcast/trailfunk/sonderfolge-recap-des-lowa-ultratrail-fraenkische-schweiz/
Livestream: https://www.ultratrail-fraenkische-schweiz.de/live-center/
Pre-Race-Infos: https://www.ultratrail-fraenkische-schweiz.de/2025/04/14/pre-race-informationen-zum-4-lowa-ultratrail-fraenkische-schweiz/